Auf 100 Führungsfrauen kommen in der Schweiz 51 Unternehmerinnen. Auf 100 Führungsmänner nur 40 Unternehmer. Irritiert Sie dieser Überhang an selbständigen Frauen? Nun, zur Beruhigung noch dies: von 100 unternehmerisch aktiven Menschen sind 39 Frauen und 61 Männer.

Das Unternehmertum ist für Frauen eine höchst attraktive Alternative gegenüber einer Karriere als angestellte Führungskraft, so die naheliegende Interpretation aus den Struktur-Daten einer HSG-Studie. Das sollte der Schweizer Wirtschaft zu denken geben, denn nicht an den Herd im Heim, sondern in die Selbständigkeit verschwinden jene weiblichen Talente, die wirtschaftlich gestaltend und eigenverantwortlich sind. Das sind Qualitäten, die gefragt wären auf den Führungsetagen von grösseren Unternehmen. Vor allem in Zeiten des Mangels an Fach- und Führungskräften. Theoretisch zumindest. Tief in uns allen drin sind nämlich Bilder programmiert, wie Frauen und wie Männer sind – oder besser: zu sein haben.

Gestaltend und eigenverantwortlich sind Stereotypen, die dem männlichen Geschlecht automatisch zugestanden und dem weiblichen aber genauso selbstverständlich aberkannt werden. Das haben wir alle über Generationen gelernt und erzählen uns die Geschichten rund um diese vermeintlichen «Geschlechterrollen» bis zur Steinzeit zurück.

Mann geht Jagen, Frau behütet Familie und sammelt im direkten Umkreis Beeren und Wurzeln.

So definieren und rekonstruieren wir immer wieder den Mann als abwesenden Ernährer und die Frau als allgegenwärtige Inkubatorin von Familie. Und dann das:

Im Ehrengrab der Wikingerkrieger liegt eine bis auf die Zähne bewaffnete Frau.

Quelle: Nationalgeografic.

Aber weg von der Vielfalt und zurück zur Monokultur: Auf den Chefetagen der grössten Schweizer Firmen nehmen nur noch sieben Prozent Frauen Einfluss – letztes Jahr waren es noch acht Prozent. Und ganze 59% der grössten Firmen lassen überhaupt keine Frau ran in der Geschäftsleitung. Darf man die Privatwirtschaft aufgrund öffentlichen Interesses an der Wohlfahrt des Landes zum Erfolg stubsen und gesetzliche Zielvorgaben für die Durchmischung in der Geschäftsleitung einführen? Ja man darf, denn: was ist das Gegenteil von Vielfalt? Genau: Einfalt – und die ist wirklich gefährlich.

Strukturdaten:

HSG Studie zu Frauen in KMU

Schillingreport

GetDiversity GmbH

Advance Women in Swiss Business

Verband Frauenunternehmen

Verfasst von Esther-Mirjam De Boer